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Fachkräftemangel: gibt es ihn überhaupt?

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In den Medien ist seit Jahren schon die Rede von einem Fachkräftemangel, der unseren Arbeitsmarkt beherrscht. Doch was bedeutet das überhaupt? Was ist ein Fachkräftemangel und gibt es ihn tatsächlich? Selbstreflektion – warum sollte jemand für dich arbeiten? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir zunächst ganz von vorn beginnen.

Was ist eine Fachkraft?

All diejenigen, die ihre Berufsausbildung oder ihr Studium erfolgreich absolviert und sich somit spezielle Fachkenntnisse angeeignet haben, sind als Fachkräfte zu bezeichnen. So weit, so gut. Was also macht eine Fachkraft aus? Fachkräfte sind laut dieser Definition in jeder Branche zu finden – vom Handwerk, über Kunst bis hin zum Management. Innerhalb der jeweiligen Berufssparten finden sich jedoch diverse Spezialgebiete. Daher werden im Sprachgebrauch oftmals Fachkräfte als jene bezeichnet, die zusätzlich zu ihrer Ausbildung oder dem Studium bestimmte Weiterbildungen mit entsprechenden Spezifikationen absolviert haben. 

Am Ende zeichnet sich somit eine Fachkraft durch ihr gesamtes Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Fertigkeiten aus. So kann aus einer Einzelhandelskauffrau eine Marketingexpertin oder eine Buchhaltungsexpertin werden. Das Unternehmen profitiert aus solchen Fachkräften, da diese die Kompetenz stärken und den Betrieb somit in eine bessere Position gegenüber der Konkurrenz rücken.

Was ist nun der Fachkräftemangel?

Wichtig ist, dass hier vom Arbeitskräftemangel abgegrenzt wird. Denn dann würden mehr Stellen zur Verfügung stehen, als besetzt werden können und die Unternehmen würden kaum bis gar keine Bewerbungen auf Stellenanzeigen erhalten. Arbeitskräfte sind grundsätzlich alle arbeitenden Personen unabhängig von deren Qualifikationen und Fähigkeiten. Wenn die Nachfrage nach Fachkräften über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr gedeckt werden kann, dann spricht man vom Fachkräftemangel. Meist tritt dieser Zustand jedoch nicht dauerhaft auf. Außerdem kann es einen Fachkräftemangel auch trotz Arbeitslosigkeit geben. Wenn die Qualifikationen der Arbeitslosen nicht auf die Anforderungen der Arbeitgeber passen, ist von einem sogenannten Mismatch, also einer Fehlanpassung die Rede.

So macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar

Zum einen erkennt man einen Fachkräftemangel daran, dass es in bestimmten Branchen mehr offene Stellen als Bewerber gibt. Zum anderen verlängert sich die Dauer, bis eine Stelle neu besetzt wird. Gehaltssprünge, die sich plötzlich überdurchschnittlich entwickeln, weisen darauf hin, dass die Arbeitnehmer eine bessere Position für Verhandlungen haben. Die Unternehmen versuchen damit die Arbeitnehmer zu halten oder durch höhere Löhne zu gewinnen. Zuwanderung, der (Weiter-) Bildungsmarkt sowie der demografische Wandel sind Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, ob sich ein Fachkräftemangel entwickelt oder nicht.

Warum gibt es den Fachkräftemangel in Deutschland eigentlich gar nicht?

Generell kann es auf anpassungsfähigen Märkten eine solche Entwicklung nicht geben, da Arbeitgeber ihren Bedarf ansonsten anderweitig decken würden, beispielsweise durch die Ausweitung der Arbeitszeit oder die Verringerung der Produktion.

Oftmals setzen die Unternehmen an der falschen Stellschraube an. Denn viele Fachkräfte befinden sich häufig in der aktuellen Belegschaft. Mittels einer Potential-Analyse können versteckte Kompetenzen von Mitarbeitern gefunden und ausgebaut werden. Damit löst sich das Problem in den eigenen Reihen. Ein weiteres Thema ist dem Einfluss des demografischen Wandels zuzuschreiben. 

Die Anzahl an Jugendlichen wird grundsätzlich immer geringer. Dabei streben die meisten jungen Erwachsenen eine akademische Ausbildung an, weil sie sich unsicher sind oder nicht wissen, welche beruflichen Perspektiven es überhaupt gibt. Eine persönliche Berufsberatung kann hier helfen. Eine weitere Schwierigkeit, welche viele Betriebe noch nicht auf dem Schirm haben, ist die Macht des Internets. Viele Bewerber wissen bereits im Vorhinein durch Blogs oder Portale, in denen Bewertungen über Unternehmen abgegeben werden, was sie erwarten kann. Gehaltsstrukturen, Hierarchien und die Unternehmenskultur sind durch das Internet transparenter geworden. Die jüngere Generation weiß, was sie finanziell und arbeitsstrukturell verlangen kann. Dadurch werden Arbeitnehmer wählerisch und Arbeitgeber ziehen schneller den Kürzeren. Hier ist Werbung für den eigenen Betrieb wichtig. 

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen können dieses Problem erstmal gut lösen, indem sie noch mehr auf sich aufmerksam machen. Denn oftmals kennen die Bewerber nicht einmal all ihre Möglichkeiten. Beispielsweise zieht es viele Studenten aus ländlichen Regionen in die Großstadt, weil sie denken, dass es in ihrer Heimat keine Stellen für sie gebe. Dabei ist das Arbeitsangebot auf dem Land groß und der Wunsch zurück in die Kleinstadt zu ziehen gewachsen. Hilfreich ist hierfür auch die Sicht von außen. Verbände, in denen sich Unternehmen zusammenschließen, um Maßnahmen zu ergreifen oder Personaldienstleister, die sich auf dem Gebiet bestens auskennen und Arbeitnehmer und Arbeitgeber entsprechend zusammenbringen.

Zu guter Letzt lässt sich also festhalten, dass wir ausreichend Fachkräfte zur Verfügung haben. Der Definition zufolge gibt es in den Branchen keinen Dauerzustand der unbesetzten Stellen, weil die Anforderungen an Qualifikationen nicht erfüllt werden könnten. Das beste Beispiel hierfür ist die Pflege. Gibt es viele offene Stellen, die nicht besetzt werden? Ja. Gibt es Pflegekräfte, die einen geeigneten Arbeitgeber suchen? Ja. Werden die Löhne angezogen, um den Arbeitsplatz attraktiver zu gestalten? Nein. Werden stattdessen die Arbeitszeiten von bestehenden Fachkräften verlängert? Ja.

Es liegt am Ende an der Politik, die Jedermann ein Bildungsangebot liefern muss und an den Betrieben selbst, ihre Sichtweise zu ändern und den Arbeitsmarkt wahrzunehmen, wie er tatsächlich ist.

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